Mit den Händen sehen – das ist das faszinierende Prinzip der Osteopathie. „Sehr feinfühlig spürt der Therapeut mit seinen Händen Blockaden, Fehlfunktionen, Spannungen und Unbeweglichkeiten im Körper auf“, erklärt Dr. Siegbert Tempelhof, Osteopath und Orthopäde in München.
Angenehm für die Patienten: Die Behandlung aus ganz leichtem Drücken und Ziehen tut nicht weh. „Der Osteopath verschiebt sanft Gewebe, dadurch lösen sich verfestigte Spannungen – und der Körper beginnt zu arbeiten, weil dadurch seine Selbstheilungskräfte aktiviert werden.“ Am Anfang der Behandlung steht ein ausführliches Gespräch: „Der Osteopath fragt nach der eigenen Geburt, nach der Entwicklung und nach Erkrankungen jeglicher Art“, so Tempelhof. „Der ganze Mensch wird von Kopf bis Fuß betrachtet, jedes noch so kleine Ereignis kann ein Hinweis auf Beschwerden sein.“ Dann folgt die körperliche Untersuchung: „Der Patient steht, sitzt, liegt und läuft, während der Osteopath ihn beobachtet und abtastet.“ Anschließend werden die akuten Schmerzen in Augenschein genommen.
„Rückenschmerzen zum Beispiel können ein Symptom sein, dessen Ursprung an ganz anderer Stelle im Körper liegt.“ Ursachen sind etwa eine Blockade an der oberen Halswirbelsäule, kleine Fehlstellungen am Kopf, eine Darmfehlfunktion oder eine Blockierung des Fußknöchels. „Durch die Vernetzungen im Körper schmerzt es eben am Rücken, aber ich behandele den Kopf, den Darm oder den Fußknöchel“, erklärt der ärztliche Leiter des Centrums für Komplementärmedizin in München.
Reagiert der Körper auf die Behandlung, können die Schmerzen kurzfristig schlimmer werden. „Oft fühlt man sich müde und schlapp und hat eine Art Muskelkater.“
Doch dann bessern sich die Beschwerden oder verschwinden häufig sogar ganz.
Die meisten kommen mit Schmerzen an Rücken, Gelenken und Kopf zum Osteopathen. Doch auch bei Störungen der Verdauung, der Atmung oder im Genitalbereich kann er helfen. „Nur wenige Krankheitsbilder wie akute Knochenbrüche kann man nicht osteopathisch behandeln.“
So schwören immer mehr Menschen in Deutschland und weltweit auf diese sanfte Methode. „Wissenschaftlich nachweisen lässt sich die Wirksamkeit kaum, denn Osteopathie ist sehr stark auf das Individuum ausgerichtet.“ Aus seiner eigenen langjährigen Erfahrung weiß Tempelhof jedoch:
„Die Osteopathie ist hoch heilsam, wenn die Diagnose stimmt.“ Daher ist es wichtig, dass ein Arzt die Beschwerden genau abklärt. „Dann kann auch ein Heilpraktiker oder Physiotherapeut, der zum Osteopath ausgebildet ist, den Patienten behandeln. Oder man wählt einen Arzt, der zugleich Osteopath ist.“ Im Schnitt sind drei bis sechs Behandlungen nötig. Eine Sitzung dauert 30 bis 60 Minuten und kostet zwischen 80 und 150 Euro. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel keine Kosten, bei den privaten Kassen lohnt sich die Nachfrage.
Buchtipp: Dr. Siegbert Tempelhof, Osteopathie, GU-Verlag, 12,90 Euro